Notizblock Ostblock – heterogen statt uniform
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Plattenbau Notizblock
"Berlin, Du kannst so hässlich sein. So dreckig und grau“, singt Peter Fox in seiner Berlin-Hymne Schwarzzublau. Auch der Plattenbau an der Memhardstrasse, nahe dem Alexanderplatz, der uns zu diesem Notizklotz (12 x 8 x 6 cm) inspiriert hat, entspricht nicht den gängigen Schönheitsidealen. Er wurde schon als „hässlichstes Gebäude von Berlin“ bezeichnet. Trotzdem erfreut er sich steigender Beliebtheit.
Und eine der grössten Qualitäten Berlins liegt ja eben darin, dass die Stadt nicht den gängigen Schönheitsvorstellungen entspricht. Denn Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters.
Plattenbauten – die architektonischen Zeitzeugen der DDR – haben schon mehrere Imagewandel durchgemacht. Als sie noch Neubauten hießen, waren sie extrem begehrt. Warmwasser und Zentralheizung versprachen Komfort und so waren die Wohnblöcke quer durch alle Bildungsschichten beliebt.
Nach der Wende änderte sich das. Leerstand, Alkohol, Gewalt und Hartz IV prägen das Image der Plattenbauten. Die übergewichtige Langzeitarbeitslose „Cindy aus Marzahn“ im pinken Jogginganzug – eine Kunstfigur der Komikerin Ilka Bessin ist vielleicht eines der positivsten Bilder, die man mit den Plattenbausiedlungen assoziiert. Plattenbauten gelten als hässlich, farb- und gesichtslos und uniform.
Doch das Image der Platte beginnt sich erneut zu wandeln. Das liegt zum einen am Bevölkerungswachstum und dem damit einhergehenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum, zum anderen an der Lage der Wohnblöcke. Entweder liegen sie wie das Beispiel Memhardstrasse im urbanen Zentrum oder JWD, dafür aber schön grün und ruhig. 2015 sagt der britische Star-Architekt David Chipperfiled in einem Interview „Plattenbauten sind hässlich, aber aus gesellschaftlicher Sicht sind sie auch interessant“. Und zwar deshalb, weil Plattenbauten sich nicht gut gentrifizieren lassen – sie eignen sich einfach von der Substanz her nicht als Luxuswohnungen. Und so werden diese uniformen, sozialistischen Wohnbauten zu Bewahrern der Hetorogenität in den Innenstädten. Wer hätte das gedacht?